[Reise] Mit dem Rad in Schweden unterwegs – Ein Katzensprung nach Halmstad

Sonntag, 02.06.2019, am frühen Morgen liegt der Campingplatz Båstad noch friedlich und ruhig da. Die Sonne lacht vom blauen Himmel herab. Auf der neuen Isomatte habe ich wesentlich besser geschlafen, als auf der platten Luftmatratze und krabble nun ausgeruht aus meiner Dackelgarage.

Ich genehmige mir am nahegelegenen Grillplatz ein Frühstück aus den restlichen Cookies vom Vorabend und den fast letzten Müsliriegeln. Auch die anderen Camper krabbeln langsam aus ihren Zelten und Wohnmobilen. Im Gegensatz zum ersten Campingplatz war dieser doch etwas ruhiger. Trotzdem sehen alle ziemlich verschlafen aus.

Urlaubsidylle

Als ich gegen halb 10 den Campingplatz verlasse, kommt langsam Leben auf den Platz, die Hundebesitzer führen ihre Vierbeiner aus und die ersten Kinder spielen mit dem Ball. Doch zum Spielen bleibt mir keine Zeit. Auch wenn heute nur eine kurze Etappe anstand, wollte ich zurück aufs Rad. Der erste Weg führte mich zum Strand, der etwas weiter vom Campingplatz entfernt war. Der Ausblick war toll. Ein paar kleine Wellen rollten an den Strand, der Himmel strahlte blau, abgesehen von einigen kleinen Wolken und vor dem Horizont zeichnete sich das weiße Segel eines kleinen Bootes ab. Als ich mit satt gesehen hatte, schwang ich mich auf mein Rad und folgte dem Kattegattleden nach Norden.

Abwechslungsreiche Landschaft

Heute lagen wieder viele kleine Dörfer auf dem Weg, deren Häuser mit teils riesigen Grundstücken schon ein wenig neidisch machten. Immer wieder schweifte mein Blick links und rechts am Weg entlang über perfekt getrimmte Vorgärten, große funkelnde Kombis und SUVs und große Terrassen. Und wenn ich gerade nicht durch die Dörfer radelte, führte der Kattegattleden durch schattige Wälder, die immer wieder Abzweige zum Strand boten. So war ich ein wenig überrascht, als ich etwa auf der Hälfte der Strecke den Wald verließ, direkt neben der Autobahn über eine kleine Brücke radelte und anschließend über die nahegelegene Autobahnraststätte fuhr. Dort bastelten zwei Radler gerade an ihren Fahrrädern herum, was mich dazu bewegte meine Hilfe anzubieten. Sie lösten ihr Problem zwar selbst, aber wir kamen trotzdem kurz ins Gespräch. Nach ein paar Minuten setzten wir unsere Wege in unterschiedliche Richtungen fort und ich radelte zurück in den Wald.

Endspurt

So langsam rückte die Mittagszeit näher und ich bekam Hunger. Ein Restaurant war in den Wäldern auf der zweiten Hälfte der Etappe aber nirgends zu sehen, als folgte ich einem der Abzweige des Radwegs zum Strand und genoss neben einen kleinen Parkplatz meine letzten Müsliriegel, eine Banane und die Aussicht.

Frisch gestärkt setzte ich meinen Weg fort. Kurz vor Halmstad machte der Kattegattleden noch mal einen Knick ins Landesinnere und ich radelte an weiten Rapsfeldern vorbei in Richtung meines heutigen Ziels. Kurz vor 13 Uhr erreichte ich dann die Vororte von Halmstad und überholte auch prompt zwei Radler, die ebenfalls in Båstad gezeltet hatten, aber scheinbar einen kürzeren Weg nach Halmstad gefunden hatten. Ich folgte dem Kattegattleden entlang des Flusses Nissan in die Innenstadt von Halmstadt, in der auch mein Hotel für die Nacht lag. Die Fußgängerzone wirkte ein wenig leer für das schöne Wetter aber so hatte ich keine Probleme zu meinem Hotel zu kommen. Mein Fahrrad konnte ich in einem angerenzenden, aber schon seit längerem geschlossenen, Restaurant abstellen und anschließend einchecken.

Sightseeing

Nachdem ich mein Zelt und den Schlafsack im Zimmer ausgebreitet hatte, genehmigte ich mir eine heiße Dusche. Danach schnappte ich mir den Fotoapparat um mir Halmstad ein wenig genauer anzusehen. Zuerst gönnte mir aber ein Stück Kuchen und einen Eistee in einem nahegelegenen Cafe. Danach erkundete ich die Altstadt von Halmstad zu Fuß. Zunächst schlenderte ich zum Flussufer zurück und wand mich in Richtung des alten Schlosses. Ich ging an der Bilbiothek vorbei zum Picassopark und der Immanuelkirche. Auf den Parkwiesen am Fluss lagen viele Halmstäder und genossen das tolle Wetter. Am Schloss selber stellte ich aber fest, dass es leider nicht öffentlich ist. Im Innenhof probte zwar ein Chor, aber denen ging es vermutlich nur um die Akustik. Also ging ich weiter zur Nikolaikirche am Marktplatz.

Von dort wanderte ich durch die fast leeren Einkaufsstraßen von Halmstad zum Norre Katts Park, der neben dem letzten verbliebenen Stück der alten Stadtmauer liegt. Als ich die Stufen der Mauer erklommen hatte, stellte ich fest, dass mein Hotel genau auf der anderen Seite der Mauer lag. Ich hatte bei meiner Ankunft zwar den Durchgang gesehen, aber nicht weiter beachtet. Ich suchte mir ein bequemes Plätzchen im Schatten eines Baumes und klickte mich am Telefon durch die Rezensionen der zahlreichen Restaurants in der Altstadt.

Nachdem ich fündig geworden war, brachte ich meinen Fotoapparat weg und ging bei Shady Burgers essen. So „shady“, oder zu Deutsch zwielichtig, war es dann doch nicht, dafür waren die frisch zubereiteten Burger und Süßkartoffelpommes super lecker. Gut gesättigt schlenderte ich durch die Fußgängerzone zurück zum Hotel. So langsam füllten sich die Freisitze der Restaurants und es kam doch noch etwas Leben in die Stadt.

Die heutige Etappe mit „nur“ 42 km sollte die kürzeste der ganzen Reise werden. Wie im Bericht zur zweiten Etappe (Helsingborg – Ängelholm) schon erwähnt war ich an dem Tag etwas zu weit gefahren, weshalb ich heute sozusagen nur einen kleinen Katzensprung nach Halmstad machte. Im Hotel ließ ich noch ein wenig den Fernseher dudeln während ich meine Sachen wieder verstaute und mein Reisenotizbüchlein füllte. Trotz des Zimmers im Erdgeschoss konnte ich gut schlafen und wurde nur einmal kurz von einem Donnergrollen geweckt. Da der Regen aber nur aufs Fensterbrett klopfte und nicht auf mein Zelt, drehte ich mich wieder um und schlief weiter.

© nxcalibur, a.k.a. DER gÖTTERGATTE

„Fahrräder mögen sich ändern, aber Radfahren ist zeitlos.“ (Zapata Espinoza, US-amerikanischer Journalist, *1960)

Quelle: sydostleden.se/de
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