Nach einer eher unruhigen Nacht im Motel 6 in Arcata, packten wir am Morgen schnell unsere sieben Sachen und machten uns wieder auf den Weg, denn heute erwartete uns (wieder) Großes! Doch zunächst musste ein stärkendes Frühstück her und das bekamen wir im selben Restaurant, dass wir schon am Abend zuvor besucht hatten. Dann aber ging es wirklich los, zurück auf den Highway 101, immer in Richtung Süden.
Avenue of the Giants
Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichten wir den Abzweig vom Highway 101 in den Humboldt Redwood State Park und auf die Avenue of the Giants. Manch einer möchte sagen, eine weitere landschaftliche schöne Straße, abseits der großen Highways und Interstates, aber derjenige hat noch nie die fast schon magische Atmosphäre dieser Avenue erlebt. Klar, wer schnell vorankommen will nimmt die großen Straßen, aber ein wenig Entschleunigung tut auch mal gut. Also fuhren wir gemütlich im Schatten riesiger Mammutbäume, welche die Straße links und rechts flankierten.
Drury-Chaney Trail
Den ersten Stopp legten wir am nördlichen Ende der Straße ein. Ein kleiner unscheinbarer Parkplatz am Straßenrand bot ein paar schattige Plätze und wir schnappten uns unsere Fotoapparate und folgten einem kleinen Wanderweg durch die Ruhe der Redwoods. Nur sehr wenige andere Wanderer begegneten uns auf dem schmalen Weg, aber das war auch gut so. Kein nerviger Motorenlärm, kein Kindergeschrei, nur ein paar ruhige Unterhaltungen und kurze Begrüßungen im Vorbeigehen. Auch wenn es nur ein Wald war, gab es doch immer wieder etwas zu entdecken. Junge Bäume, alte Bäume, umgestürzte Bäume, Bäume, die auf anderen Bäumen wachsen und viel Farn und Klee. Ab und zu ließen sich ein paar Vögel blickten, hüpften über die Zweige und trällerten fröhlich vor sich hin. Fast erwartet man schon hinter dem nächsten Baum auf Bigfoot zu treffen, aber diese Bekanntschaft blieb uns verwehrt.
Immortal Tree
Nach einer knappen Stunde Wanderung erreichten wir schließlich wieder den Parkplatz. Ein kurzer Griff in die Kekspackung, vielleicht auch zwei oder drei, und schon konnte es weiter gehen. Schon bald erreichten wir einen kleinen Souvenirshop am Rande der Straße. Ein großes Schild wies auf einen weiteren besonderen Baum hin. Nicht, dass wir schon genug große Bäume gesehen hätten, aber wenn man schon mal da ist, nicht wahr? Also kurz gestoppt, die sanitären Örtlichkeiten aufgesucht und den Immortal Tree bewundert. Der unsterbliche Baum hat seinen Namen wohl wirklich verdient, denn wer so groß wird muss zwangsläufig damit rechnen irgendwann mal Bekanntschaft mit einem Blitz zu machen. So eben auch dieser Baum. Der Blitzeinschlag kürzte den Baum etwas ein, aber er blieb standhaft. Auch als er gefällt werden sollte, wehrte er sich erbittert, was die Holzfäller schließlich zur Aufgabe bewog. Selbst Waldbrände und Hochwasser konnten ihm nichts anhaben. So steht dieser fast 1.000 Jahre alte Riese weiterhin und wirft seinen langen Schatten.
Dyerville Overlook
Wir verabschiedeten uns bald und folgten der Avenue oft the Giants auf ihrem Verlauf gen Süden. Die riesigen Bäume schienen kein Ende nehmen zu wollen, doch irgendwann erreichten wir einen Parkplatz der, bei strahlend blauem Himmel, einen schönen Ausblick über den Perrott Creek und die Dyerville Train Truss Bridge bot.
Founders Tree
Nach der kurzen Pause erreichten wir die Founders Grove. Der Parkplatz war sehr gut gefüllt, denn hier war deutlich mehr los als auf den vorigen, kleineren Parkplätzen. Durch das ständige Kommen und Gehen fanden wir aber schnell einen Platz und schlenderten als erstes zum Founders Tree, der den Gründern der „Save the Redwoods League“ gewidmet ist. Der geschätzt 1.400 Jahre alte Gigant, selbst viele Jahre für den höchsten Baum der Welt gehalten, steht inmitten einer kleinen Parkanlage. Der „derzeit“ höchste Baum der Welt ist mit 700 bis 800 Jahren relativ jung und steht irgendwo im Norden Kaliforniens. Er wurde 2007 mit einer Höhe von knapp über 115 m als höchster bekannter Baum der Welt bestätigt. Der genaue Standort wird jedoch nicht genannt, um die flachen Wurzeln des Baumes durch die zahlreichen Touristen nicht zu beschädigen.
Drive Thru Trees
Aber zurück zur Avenue oft he Giants. Nach dem erholsamen Spaziergang durch die Founders Grove ging es zurück auf die Straße. Ein bisschen Nervenkitzel musste her. Also folgten wir der Straße weiter nach Süden in das kleine, verschlafene Nest Myers Flat. Dort wartet am Ortsrand ein kleines Privatgelände mit einem besonderen Baum. Der im Stamm ein Loch hat, das gerade so groß genug ist, um mit dem Auto durchzufahren. Der Shrine Drive Thru Tree ist fast 3.000 Jahre alt und macht den Eindruck jederzeit umfallen zu können, aber er klammert sich, wie viele andere Giganten ans Leben und bietet ein beeindruckendes Fotomotiv für alle die sich trauen ihr Fahrzeug durch seinen Stamm zu manövrieren. Unser Mietwagen, genannt Bobby, schaffte es mit einem angeklappten Außenspiegel und viiieeel Zehenspitzengefühl am Gaspedal!
Auf dem Gelände hat der Besitzer noch ein paar weitere Attraktionen, die bestaunt werden können. Im nahegelegenen Imbiss wollten wir uns einen Hotdog gönnen, aber leider war es sehr voll, so dass wir weiterzogen. Schon bald erreichten wir leider schon das Ende der Avenue of the Giants, was zwar nicht das Ende der großen Bäume bedeutete, aber zumindest ging es zurück auf den Highway 101 und die Fahrt verlief etwas schneller.
Durch Zufall fanden wir, auf der Suche nach einem Nachmittagssnack, einige Meilen weiter einen weiteren Baum, durch den man hindurch fahren konnte – der Chandelier Tree. Hier musste Bobby allerdings beide Ohren (Außenspiegel) anlegen, um nicht am Stamm entlangzuschaben. Im hinter dem Baum liegenden Shop gönnten wir uns ein Eis und beobachteten, wie weitere Mutige ihre Gefährte durch den Baumstamm steuerten.
Highway No. 1
Nach der Stärkung mussten wir uns dann aber etwas sputen, denn der Nachmittag war schon gut vorangeschritten und wir hatten noch einiges an Weg vor uns. Wir erreichten ohne Probleme den Abzweig zum Highway No 1 und steuerten wieder auf die Pazifikküste zu. Der Abschnitt der Straße war gerade frisch saniert worden und es fuhr sich wunderbar. Immer wieder schlängelte sich die Straße von links nach rechts und bergauf, bergab durch die kalifornischen Küstenwälder, bis wir schließlich wieder mit atemberaubenden Aussichten auf den pazifischen Ozean belohnt wurden.
Wir legten aber erstmal keine Stopps mehr ein, sondern fuhren die letzte Stunde des Tages unserem Ziel in Mendocino entgegen. Im Nachhinein betrachtet, kann man sagen, dass wir Glück hatten in der Stadt Fort Bragg kein, für uns schönes, Hotel gefunden zu haben, denn in Mendocino konnten wir in ein kleines, richtig tolles Hotel einchecken , dass wir zu unserem Übernachtungsziel auserkoren hatten.
Mendocino Arch
Wir erreichten gegen 18 Uhr das Hotel namens Mendocino Bungalows und es waren tatsächlich ca. 20 kleine und vor allem ruhige Bungalows, die auf Gäste warteten. Die Anlage lag etwas oberhalb der Küste im Landesinneren, aber bot von einigen Bungalows aus, einen wunderschönen Blick über den Pazifik. Unser Bungalow gehörte aber leider nicht zu denen mit Aussicht. Nachdem wir uns kurz frisch gemacht hatten, folgten wir der Empfehlung der Mitarbeiterin an der Rezeption und fuhren ins „Zentrum“ des kleinen Küstenstädtchens. In Patterson’s Pub bekamen wir einen Tisch im Freisitz und ein sehr leckeres Abendessen. Genau das Richtige für unsere hungrigen Mägen. Den Sonnenuntergang dieses langen und ereignisreichen Tages, sahen wir uns von einer Klippe oberhalb des Mendocino Arch an. Trotz des Windes ein sehr schöner Abschluss des Tages.
© nxcalibur, a.k.a. der gÖTTERGATTE
Unterkunft: Mendo Bungalow, Mendocino
Gefahren: 258 km / 160 mi
Next Day: Coming Soon
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