[Reise] Mit dem Rad in Schweden unterwegs – Auf geht’s

Kurze Nacht, laaange Fahrt.

Donnerstag, 30. Mai 2019. Es ist kurz vor 5 Uhr morgens als die kräftige Stimme des Kapitäns der MS Skåne uns weckt und die Ankunft in Trelleborg für ca. 6 Uhr ankündigt. Bis alle Passagiere in der Lounge das realisiert haben vergehen ein paar Minuten. Dann kommt langsam Leben in die Bude, wie man so schön sagt. An Schlafen war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zu denken. Die meisten suchten ihre Sachen zusammen, die wenigen, die sich auf dem Fussboden breit gemacht hatten, rollten ihre Schlafsäcke zusammen und viele schlenderten dann in Richtung Kantine um ein kurzes Frühstück zu bekommen. Ich döste noch ein wenig vor mich hin, bevor ich mich auf die Suche nach den beiden Schweden machte, die am Abend zuvor mein Fahrrad mit angeschlossen hatten. Als Danke schön wollte ich Ihnen wenigstens einen Kaffee ausgeben. So schlenderte ich ein wenig umher und schaute immer wieder mal aus dem Fenster. So langsam kam das Festland in Sicht. Die Sonne lachte vom blauen Himmel und die Ostsee präsentierte sich von ihrer besten Seite, kaum eine Welle brachte die Fähre ins Schaukeln.

Aufsatteln und los geht der wilde Ritt

Kurz vor dem Anlegen traf ich die beiden dann doch noch. Wir warteten am Treppenaufgang um auf das Fahrzeugdeck herunter zu unseren Fahrrädern zu gehen. Diese Decks sind nämlich bis zum Anlegen im Zielhafen geschlossen. Wir plauderten ein wenig über ihre vergangene Tour und meine bevorstehende. Dann schlossen wir uns dem Strom Menschen an, die die Treppen herabstiegen. Überwiegend waren es Motorradfahrer, die ihre Maschinen nicht weit weg von unseren Fahrrädern abgestellt hatten, aber auch ein paar LKW-Fahrer. Nachdem wir abfahrbereit waren, dauerte es aber noch ein paar Minuten, bis die Rampen heruntergelassen und die ersten LKW von Bord gerollt waren. Dann konnten wir einigermaßen sicher die Fähre verlassen. Rechts von uns rollte ein LKW nach dem anderen, links von uns knatterten die Motorfahrer ihren ganz eigenen Abenteuern entgegen und in der Mitte vier mutige Radfahrer!

Als erstes musste ich zunächst mal heil vom Hafengelände herunter kommen ohne von den LKWs platt gemacht zu werden, denn das hätte mir echt den Urlaub versaut! Aber es ging alles gut und ich fand einen Durchgang, den ich nutzte um auf die Promenade vor dem Gelände zu kommen. Ein wenig erinnerte es mich an spanische oder portugiesische Promenaden. Ein paar schattenspendende Laubbäume und alle 10 m eine Palme. Ja, Palmen! Egal, an der ersten Sitzbank hielt ich an, genehmigte mir ein kleines Frühstück und orientierte mich, wo genau ich denn bin, und wie ich von dort wo ich war, nach Helsingborg komme. Dabei  fiel mir schon ein rotbraun leuchtendes Schild auf. Es wies den Verlauf des Radweges Sydkustleden (von Simrishamn bis Helsingborg, also entlang der schwedischen Südküste) aus. Guter Dinge schwang ich mich aufs Rad und folgte der Beschilderung.

Trelleborg – Falsterbo

Das Wetter war perfekt. Die Sonne kletterte am blauen Himmel höher, die Temperaturen waren mit ca. 14°C angenehm zum Radfahren und der Wind war gnädig mit mir. Entspannt folgte ich dem Radweg zunächst nach Westen. Durch viele kleine Dörfer und Städte, über Felder, durch Wälder aber meistens in Sichtweite der Ostsee.  Nach etwa einer Stunde Fahrt, als ich eigentlich in Richtung Skanör auf der Halbinsel Falsterbo abbiegen sollte, kürzte ich meine Route ab und bog direkt gen Norden, nach Malmö ab. Am Horizont über der Ostsee zeichneten sich bereits die Umrisse der Öresundbrücke zwischen Malmö und Kopenhagen ab. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg. Das lag unter anderem auch daran, dass ich kurz nach der Abkürzung ein Hinweisschild falsch deutete und den ersten etwa 5 km langen Umweg des Tages fuhr.

Zurück auf dem rechten Pfad

Aber ich war schnell wieder auf dem richtigen Weg und schlängelte mich auf dem Radweg entlang der Küste nach Norden. Da auch in Schweden Feiertag war, war es verhältnismäßig ruhig in den Ortschaften. Viele spazierten an den Stränden oder waren selbst mit dem Rad oder Auto unterwegs. Das machte mir etwas Sorgen, was den Kauf eines neuen Fahrradschlosses anging. Aber als ich am späten Vormittag, nach den ersten knapp 60 Kilometern, schließlich Malmö erreichte, waren zum Glück doch einige Geschäfte geöffnet. Ich schlenderte gemütlich durch die Innenstadt Malmös und suchte nach einem Fahrradgeschäft. Schließlich fragte ich zwei Polizisten, die mir den Weg zu einem Einkaufszentrum wiesen, in dem ich in einer Art Baumarkt schließlich fündig wurde. Mit einem neuen Schloss ausgestattet konnte ich nun auch ein wenig Sightseeing in Malmö betreiben und zu Mittag essen. Ok, das Mittagessen bei Burger King war jetzt nicht gerade einfallsreich, aber es ging schnell, und da ich eh noch ein paar Kilometer bis Göteborg vor mir hatte, machte mir meine Linie keine Sorgen! Anschließend radelte ich gemütlich zum Hauptbahnhof in Malmö, von wo aus ich dem Sydkustleden weiter nach Helsingborg folgte.

Dunkle Wolken am Horizont

Der Kilometerzähler auf dem Fahrradcomputer klickte munter weiter und bald standen da 70 Kilometer auf der Uhr. Mittlerweile hatte sich die Sonne hinter einigen, mitunter recht dunklen, Wolken versteckt, aber es blieb noch trocken. Nach etwa 85 km legte ich nach einer besonders anstrengenden Steigung eine kleine Pause ein und genoss den Ausblick über die schwedische Landschaft. Ein Blick auf die Karte zeigte mir, dass es bis Helsingborg noch ein ganzes Stück war, weshalb ich mich bald wieder aufs Rad schwang. Die kurze bergab Etappe war eine willkommene Abwechslung nach den zahlreichen Zick-Zack Passagen über die der Radweg mich führte. Mittlerweile setze dann auch die Müdigkeit, durch den wenigen Schlaf auf der Fähre ein. Ein paar ungewollte Umwege (ob da die Hinweisschilder fehlten, oder ich einfach zu müde war und nicht darauf geachtet hatte, weiß ich nicht mehr) und etwa eine Stunde später erreichte ich die Hafen- und Industriestadt Landskrona. Hier setzte dann auch mal leichter und mal stärkerer, aber beständiger Nieselregen ein. Schnell warf ich den Regenschutz über meine Tasche und Rucksack und strampelte fleißig weiter. Als klar war, dass die Sonne nicht mehr rauskommen würde, suchte ich mir, mittlerweile recht müde und auch frustriert, via Google Maps den direktesten Weg zwischen Landskrona und meinem Hotel in Helsingborg. Zu allem Überfluss fingen kurz darauf auch noch die Gepäckträgertaschen an, am Rad zu schleifen. Das war zum Glück ein Umstand, den ich am nächsten Tag schnell beheben konnte. Den einzigen, bewussten Umweg auf den letzten 25 km im Nieselregen nahm ich, als ich die Landstraße umfuhr, über die Google Maps mich schicken wollte.

Endlich in Helsingborg

Müde, frustriert und durchnässt erreichte ich gegen 18 Uhr mein Hotel in Helsingborg. Der Check-In verlief schnell und problemlos und ich konnte mein Fahrrad im Gepäckaufbewahrungsraum des Hotels unterstellen, damit es nicht die ganze Nacht draußen steht. Ich schleppte die Taschen zum Fahrstuhl, stolperte aus diesem fast direkt auf meine Zimmertür zu und genoss, nachdem ich meine Sachen zum trocknen im Zimmer verteilt hatte erstmal eine schöne, ausgiebige heiße Dusche.

Die erste Etappe war schon ein ordentliches Stück, um nicht zu sagen ein höllischer Ritt. Am Ende des Tages standen sage und schreibe 144 km auf dem Fahrradcomputer. Davon natürlich nicht alles gefahren, denn in Malmö bin ich auch eine ganze Weile zu Fuß unterwegs gewesen, als ich nach einem Fahrradschloss gesucht habe. Aber auch unterwegs, habe ich immer mal kurze Pausen gemacht. Durch die Müdigkeit habe ich besonders am Nachmittag auch einige ungewollte Umwege genommen, die zusätzlich die Strecke verlängert haben. Aber, mal abgesehen vom leichten Regen auf den letzten 25 km, hat das Wetter weitestgehend mitgespielt und ich hatte keine Panne. Erschöpft fiel ich zeitig ins Bett und schlief auch gleich ein.

© nxcalibur, a.k.a. DER gÖTTERGATTE

 „Fahre so viel oder so wenig, so weit oder nicht so weit wie du willst. Hauptsache, du fährst.”

Eddy Merckx, belgischer Profi-Radrennfahrer, (*1945)
Quelle: sydostleden.se/de
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